Crossover-Musikprojekt – ein Bericht von Andreas Baginski (Praktikant und Verantwortlicher für den Musikbereich) …

Vom 04.10.16 bis zum 07.10.16 fand in den Räumen der OT im Rahmen des Projektes ,,Gemeinsam leben in Bloherfelde und Eversten“ ein Musikprojekt statt, das zum Ziel hatte junge Menschen, die Spaß und Interesse an Musik haben, zusammenzubringen um eigenständig ein Musikstück aufzunehmen. Es soll im Sommer 2017 in einer Ausstellung über die Stadtteile Blohefelde/Eversten einem großen Publikum vorgestellt werden. Geleitet wurde das Projekt von dem erfahrenen Musiklehrer Jan Frerichs und von mir (Praktikant der BBSIII in Oldenburg).

So vielfältig wie unser multikulturell geprägter Stadtteil war auch unsere Gruppe von Teilnehmenden. Sechs junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund im Alter von 12 bis 18 Jahren bekamen an vier Terminen die Möglichkeit ihre musikalischen Erfahrungen, ihr Talent sowie ihre Begeisterung für Musik zu entdecken und in die gemeinsame Arbeit einfließen zu lassen. Vorerfahrungen waren dabei nicht notwendig.

Der erste Tag begann mit einer Kennlernrunde in einem einladenden Ambiente. Das Thema des Songs wurde schnell gefunden. Um die gesellschaftlichen Gegensätze, die unser Stadtteil bietet, sollte es gehen. Nach einer spontanen Stadtteilbegehung ging es ans Texten. Dazu sammelten die Jugendlichen Schlagwörter, die in einer mind map niedergeschrieben wurden (z.B. Wohnblocks / Drogen / Fremdenfeindlichkeit). Auf Grundlage dieser Ausarbeitung gestalteten die Jugendlichen nun ihre Texte, die entweder eingesungen, gerappt oder gesprochen werden konnten. Während dieses Kreativprozesses war es sehr ruhig, setzten sich die Jugendlichen doch mit Themen auseinander, die sie in ihrem Leben aktiv oder passiv beschäftigen. Bei so viel konzentrierter Arbeit war klar, dass wir bereits am ersten Tag den gesamten Text fertiggestellt haben würden. Good job!

Am zweiten Tag ging es in das OT-eigene Tonstudio, wo die Jugendlichen neben einer Einführung in die Cubase Software die Technik des Raumes erkunden durften. Dort gab es viel zu entdecken! Verschiedene Klangerzeuger wie ein DJ Set, e-Piano, MIDI Keyboard, Mischpulte und unsere Gesangskabine konnten auf Herz und… äh… Kondensatoren geprüft und bespielt werden. Doch schnell sollte es wieder um unseren Song gehen! Gemeinsam wurden die Drums ausgewählt und eine Bass Spur erstellt. Im nächsten Schritt wurde so richtig in die Tasten gehauen, um unseren Song mit verschiedensten Synthesizern zu versehen. Fertig! Das Grundgerüst steht! Wer meint, dass sich dies nun sehr digital liest, der irrt. Im Folgenden wurden auch live Instrumente wie ein Saxophon und eine E-Gitarre eingespielt. Die ersten Proben in der Gesangskabine ließen auch nicht lange auf sich warten. Wie sich vermuten lässt, gab es einiges Gelächter, als es darum ging, das erste Mal Audioaufnahmen von sich selbst zu hören.

Am dritten Tag ging es daran, die Texte aufzunehmen und zu bearbeiten. Oft wurde ein Part 10 bis 20 Mal eingesprochen oder gerappt bis die Protagonisten zufrieden waren. Dabei gingen sie mit sich selbst hart ins Gericht, wenn es darum ging dem eigenen Anspruch gerecht zu werden. Am Ende des Tages stand für die Jugendlichen fest, dass sie etwas geschaffen haben, auf das sie direkten Einfluss genommen haben. Jeder hatte die Möglichkeit seinen Stadtteil aus seiner ganz persönlichen Wahrnehmung und Erfahrung heraus zu präsentieren. Am Ende entstand ein Song wie wir Anleiter ihn selbst nicht angedacht hatten. Ein gesprochenes Gedicht wurde durch Rap-Gesang unterbrochen. Zum Schluss bekam der Song durch die Geschichte eines am Projekt teilnehmenden geflüchteten Syrers, der erst seit kurzem in Oldenburg eine neue Heimat gefunden hat, eine besondere Charakteristik.

Am letzten Tag ging es um die Feinjustierung im Arrangement des Songs. Wann setzt welches Instrument ein? Wie beginnt der Song? Wo ist es sinnvoll Pausen zu setzen? Die Gruppe einigte sich schnell auf alle musikalischen Aspekte des Songs, die dieses Stück erst so richtig ,,catchy“ machen. Zufriedenheit zeigte sich bei allen Beteiligten, als sie die finale Version auf CD überreicht bekamen. Kurzerhand wurde der große Saal der OT zum Showroom umfunktioniert, um allen Besuchern und Betreuern der OT das Werk zu präsentieren, was für Begeisterung und Beifall sorgte. Den krönenden Abschluss unseres Projektes stellte ein gemeinsames Abendessen dar. Alle waren sich einig: Das haben wir uns verdient!

Als Projektleiter war es schön mitzuerleben, wie sich unterschiedlichste junge Menschen in einer gelösten Atmosphäre begegnen, um einem gemeinsamen Interesse zu frönen. Über die gesamte Projektlänge war es der Geist des Miteinanders, der diese Gruppe begleitete. Ich lernte während dieser Zeit, dass oft wir Erwachsenen es sind, die Vorurteile und Räsonnements in das Gedankengut unserer Jugend pflanzen. Schnell wurde mir klar, dass Themen wie z.B. Fremdenhass eigentlich unsere Themen sind und nicht mehr die der neuen Generation. Nehmen wir dieses Projekt nicht für ein Beispiel von Integration sondern als Selbstverständlichkeit und die Jugend als ein Vorbild gegen veraltete Denkmuster!

,,Lieber fordern wir Integration von anderen als Toleranz von uns“

Paul Mommertz  

 Das Ergebnis des Musikprojektes können wir an dieser Stelle noch nicht präsentieren. Ihr könnt es bei der Ausstellungseröffnung im Sommer 2017 zum ersten Mal anhören.

Mai 3rd, 2017

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